Lesung "Konsum - eine Abrechnung", CASA TONY M., Wittlich

"Konsum - eine Abrechnung".
Lesung mit Prof. Michael Jäckel, Universität Trier am  16. Oktober 2025, 19.00 Uhr, in der CASA Tony M. in Wittlich
Ort: CASA Tony M., Marktplatz 3, 54516 Wittlich
Zeit: 16. Oktober 2025, 19.00 Uhr
Kontakt: info@kulturamt.wittlich.de
Eintritt frei, Anmeldung unter info@kulturamt.wittlich.de

Hunger und Durst gehören ohne Zweifel zu den absoluten Bedürfnissen des Menschen. Aber es gibt eben auch solche, die aus Vergleichen hervorgehen und elementare Formen des Verlangens überlagern. So verwundert es nicht, dass einmal geschrieben wurde: „Früher gab es ein Brot für jeden Geschmack. Heute gibt es für jeden Geschmack ein Brot.“ Vielleicht müsste man ergänzen: wenn die Bäckerei geöffnet hat.
Jedenfalls haben Konsumenten viele Lernphasen durchlaufen, die dann auch ihr Verhältnis zu Produkten und Dienstleistungen veränderten. Manche Dinge sind weniger wichtig und werden zu einer Gewohnheit, andere werden z. B. auf ihre Signalwirkung überprüft. Es ist schon etwas Wahres an der Beobachtung: „Immer haben die Menschen ihr Verhalten damit erklärt, dass sie sagten, was es ihnen bringt oder was es sie kostet.“
Der Begriff „Abrechnung“ lässt einen schonungslosen Blick auf dieses Phänomen erwarten. Als Leitgedanke soll in diesem Buch eher mit dem Begriff gespielt werden. Der kalkulatorische Blick nimmt, wenn es um die Erklärung unseres Verhaltens geht, eine wichtige Rolle ein. Denn in der Konsumgesellschaft geht es um Treue und Abwechslung. Marken wirken gelegentlich wie eine Erweiterung unserer Persönlichkeit, Werbung sucht unsere Präferenzen zu stabilisieren oder zu stören. Im Verbrauch spiegelt sich die Stabilität und der Wandel unserer Vorlieben. Parallel dazu messen wir das Konsumklima, besiegeln die Produktqualität, verwandeln Verpackungen in ein Transparenzregister.
Gerade die Forderung nach einem nachhaltigen Konsum lenkt das Abrechnen auf die Handlungsfolgen, die individuelle und Gruppenentscheidungen nach sich ziehen. Auch das Feld der Innovationen, etwa die Mode, bringt Prozesse der Nachahmung zutage, die eine rechnende Komponente enthalten. Bei aller Kalkulation bleibt dem Konsum sein ambivalenter Charakter erhalten: Er nährt die Kritik und vereinnahmt die Gesellschaft.